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Tür ist nicht mehr ganz dicht

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Die Kosten der Reparatur hören sich nicht hoch an. 24 000 Euro hat der Stadtkämmerer für eine Reparatur im Heilbronner Krematorium am Hauptfriedhof veranschlagt. Wichtige Verschleißteile an den Ofentüren müssen ausgewechselt werden. Der Austausch des letzten Schotts, das sich hinter den Särgen vor der Einäscherung schließt, ist aber dennoch alles andere als Routine. "Solche Ersatzteile gibt es nicht von der Stange", sagt René Schmidt vom Hochbauamt. "Alles eine Spezialanfertigung."

Die Ofenluke zu erneuern, ist erforderlich, "weil sie in die Jahre gekommen ist", erklärt Schmidt. Seit zwölf Jahren tun die Schieber ihren Dienst, die der Einäscherungsmeister vom Schaltpult aus hoch- und runterlässt. Das Schott muss exakt schließen, damit der Verbrennungsvorgang möglichst effektiv abläuft. Doch die Belastung des Materials bei rund 1100 Einäscherungen pro Jahr und Temperaturen zwischen 900 und 960 Grad sind enorm. Darum hat sich der Stahlrahmen der Innentür verzogen, der feuerfeste Beton in diesem Rahmen ist rissig geworden. Der Schieber läuft nicht mehr richtig, verkantet sich. Die Folge: "Der Ofen zieht Falschluft", sagt der Fachmann Schmidt. Darum verbraucht das Krematorium viel mehr Gas als bei einem korrekt schließenden Tor nötig wäre.

Rückschlag

Zum Glück gibt es zwei parallel angeordnete Öfen im Krematorium, in denen die Leichen zu Asche werden. Denn sonst müsste das Krematorium in seiner 105-jährigen Geschichte eine kleine Auszeit für die Sanierung nehmen. Da die Konstrukteure aber vorgedacht haben, muss Einäscherungsmeister Hartmut Braune keine Pause machen. Die neuen Türen werden seine Arbeit erleichtern. Denn die Schieber dienen nicht nur dazu, den Wärmeverlust gering zu halten. Sie sollen auch einen Rückschlag der Flammen verhindern.

Das gelingt nicht immer und ist sozusagen eine Bauart bedingte Erscheinung. Schwarze Rußspuren über der Tür künden davon. "Der Sarg entzündet sich sofort beim Einschieben", beschreibt Schmidt, was passiert. "Da können immer ein paar Flammen entweichen." Darum wird die Front des Ofens mit seinen Türen immer wieder mit silberner Farbe nachgestrichen. Einäscherungsmeister Braune braucht viel Erfahrung, um den Ofen möglichst reibungslos zu fahren. "Die Technik hat so ihre Tücken", sagt er. Falls Aggregrate ausfallen, weiß er genau, was zu tun ist.

Braunes Arbeitsplatz ist kein gewöhnlicher. Heiß geht es in dem denkmalgeschützten historischen Bau mit seinen verwinkelten Kellern zu. Im Sommer wird es unter dem Ofen schweißtreibend, umschreibt Jörg Greulich von der Friedhofsverwaltung die Arbeit.

Konkurrenz

Stressig ist es "nicht mehr so wie früher, als wir noch zehn Einäscherungen pro Tag hatten", berichtet Hartmut Braune aus dem Alltag. Rund 60 Prozent aller Toten in Heilbronn werden mittlerweile feuerbestattet. Die Kommune will diese Rate noch steigern. Die Kapazität ist vorhanden. Eines ist dabei aber tabu: Provisionen an die Auftraggeber zu zahlen, wie es in der Krematoriumsbranche längst Usus ist. "Das dürfen wir nicht und lehnen es aus moralischen und Pietätsgründen ab", versichert Jörg Greulich. Vielmehr möchte die Stadt Heilbronn in der Krematorium-Konkurrenz mit seinem historischen, stilvollen Ambiente wuchern. Schmidt: "Das ist unser Alleinstellungsmerkmal."




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