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Roboter als letzte Begleiter

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Immer mehr Menschen lassen sich nach ihrem Tod einäschern. Eines der modernsten Krematorien Europas steht im Berliner Ortsteil Baumschulenweg. Am Totensonntag gewährt die Anlage Besuchern einen Blick hinter die Kulissen.

Der letzte Weg ist eine Einbahnstraße. Der Leichenwagen fährt ins Untergeschoss des riesigen Beton-Quaders in Baumschulenweg. Die Männer am Empfang befestigen Seile am Sarg. Mit ?einem Flaschenzug wird er auf ?einen der silbernen Wagen gehoben. Auf das Holz kommt ein Identitätscode, der wie im Supermarkt eingescannt wird. Der Code ist auch auf einem hitzeresistenten runden Schamottstein eingraviert. Es ist die Nummer 64 359. So viele Menschen sind in Baumschulenweg schon eingeäschert worden, seitdem dort das neue Krematorium eröffnet wurde. Als es 1999 in Betrieb ging, galt es als das modernste Europas. „Hier wird fast nichts mehr per Hand gemacht“, sagt der technische Leiter Ronald Jacob.

Von einer eigenen Software gesteuert, übernehmen Roboter die meiste Arbeit. Wie in einem Science-Fiction-Film fahren blinkende Sargtransporter durch die gefliesten Räume, rangieren im Lager, das Platz für 628 Tote bietet. Ein Mensch betritt den Kühlraum nur noch einmal am Tag. Es ist der Gerichtsmediziner. Eine zweite Leichenschau ist Vorschrift bei Einäscherungen. Der Pathologe schaut, ob der Zustand der Leichname mit den Angaben auf dem Totenschein übereinstimmt. „Er prüft, ob jemand, der an einem Herzinfarkt gestorben ist, nicht etwa eine Stichwunde aufweise“, erklärt Jacob.

Auch die Angehörigen können im Krematorium Abschied nehmen. Dann fahren die unbemannten Fahrzeuge noch einmal ins Sarglager und bringen die Toten in die überirdische Säulenhalle. Auf Wunsch können die Verstorbenen auch unter einer Art Schneewittchenhaube aufgebahrt werden.

Doch die drei Feiersäle des Krematoriums sind selten belegt. Die Zeremonien finden größtenteils auf den Friedhöfen statt, wo die Urnen in die Erde gelassen werden. Die häufigsten Besucher in Baumschulenweg sind Architekturfreunde. Denn das Gebäude hat Axel Schultes entworfen. Der Architekt, der auch das Bundeskanzleramt geplant hat, ließ sich von ägyptischen Tempelanlagen inspirieren. Grollend wie von Geisterhand öffnen sich die automatischen Stahltore zur imposanten Halle. Ein Wald von Säulen tut sich auf. 17 von den 29 sind verkleidete Rauchabzüge. Sie führen zurück in die unterirdische Welt der computergesteuerten Verbrennungsöfen und mechanischen Ascheaufbereitungsanlagen.

Verborgen vor den Blicken der Trauernden geht dort unten alles seinen Gang. Nach einem genauen Zeitplan werden die Särge zu den drei Öfen gefahren, in denen es bis zu 780 Grad heiß wird. 55 Minuten dauert es, bis selbst die Holzkohle vom Sarg verbrannt ist. Übrig bleiben zehn Gramm Staub, 50 Milligramm Kohlendioxid und eben die Asche. Ein paar Knochenreste sind noch zu erahnen. Sie werden mechanisch gemahlen und mit einem Magneten auf Metall durchgesiebt. Denn Schrauben und Hüftgelenke überstehen ebenso das Feuer wie der Schamottstein mit der Nummer.

Er wird zusammen mit der Asche in eine schwarze Urne gefüllt. Mit einer Zange wird sie fest verschlossen. Die Angehörigen bekommen die Kapsel nicht in die Hand. „Sie wird direkt zum Friedhof gebracht, denn in Deutschland besteht Bestattungspflicht“, erklärt Roland Jacob.

An den Job im Krematorium musste er sich erst einmal gewöhnen. „Wenn Sie zu viel darüber nachdenken, dann können Sie ihn nicht machen“, sagt der Techniker. Nur manchmal, wenn der eigene Jahrgang auf dem Sarg steht, dann komme er ins Grübeln. Während der 61-Jährige spricht, trifft am Empfang schon der nächste Tote ein. Der Sarg aus teurer Eiche ist aufwendig gestaltet, die Griffe verziert. „Wenn es bei mir so weit ist, brauch’ ich so was nicht“, sagt Jacob. „Meine Kinder sollen lieber das Geld nehmen und sich damit ein schönes Leben machen.“




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