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Kissing: Neue Kontroverse um den Bau des Krematoriums

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Kissing Neues Jahr, altes Thema: Schon seit Ende 2009 wird über den Bau eines Krematoriums in der Gemeinde Kissing diskutiert, wo sich Anfang dieser Woche mehr als hundert Gegner zu einem teils turbulenten Informationsabend getroffen haben. Die Mitglieder der „Bürgerinitiative 2“ (BI) wollen beim Verwaltungsgericht gegen das Vorhaben klagen und am Donnerstag, 3. Februar, vor dem Rathaus demonstrieren; außerdem gründen sie einen Verein „Lebensraum Kissing“, der „in einem demokratischen Miteinander Lösungen zum Wohle der Bürger“ anstrebt.

Katastrophale Auswirkungen

Ein solches Miteinander war am Montag nicht immer ersichtlich, der eine Mischung aus medizinisch-technischen Fakten und Polemik bot. „Müssen wir uns jetzt vergiften lassen?“, fragte Birgit Zielauf, die den zahlreichen Zuhörern eine Chronik der Ereignisse schilderte (wir berichteten). BI-Sprecher Gerd Häusler befürchtete gar einen „Super-GAU für Kissing“ und sprach von einer „quecksilberverseuchten Kloake“, gar nicht zu reden vom ethischen Standpunkt so nahe an einem Wohngebiet: Aufgrund der deutschen Geschichte sei der Begriff Krematorium bei vielen älteren Menschen sehr negativ besetzt, sagte Renate Witthaus in der Diskussion. Die Gemeinde werde also neben zusätzlichem Verkehr auch einen Imageverlust hinnehmen müssen.

Bestens gerüstet für ihren Protest zeigten sich die Krematoriumsgegner, die einen Heilpraktiker, einen Rechtsanwalt und weitere Referenten aufgeboten hatten, um ihre erheblichen Bedenken erneut deutlich zu machen. „Aus dem Kamin wachsen nun mal keine Gänseblümchen“, war mehrmals zu hören. Vielmehr könne extrem gefährlicher Ultrafeinstaub katastrophale Auswirkungen haben; er werde durch die Hauptwindrichtung auf die dichte Wohnbebauung zugetrieben. Was diverse Schadstoffe im menschlichen Organismus alles anrichten können, schilderte anschaulich der Heilpraktiker Andreas Pezold: Asthma, Depressionen, Neurodermitis, Krebs und Parkinson waren nur einige Beispiele. Gerade bei Verbrennungsvorgängen wie im Krematorium entstehe Dioxin.

Zurückrudern ist nicht mehr möglich

Rechtsanwalt Sven Gröbmüller kündigte eine Klage vor dem Verwaltungsgericht an und räumte zur Ablehnung des ersten Bürgerbegehrens ein: „Formell kann man der Gemeinde keinen Vorwurf machen.“ Diese Vorwürfe erhoben im Laufe des Abends andere Referenten: Der erklärte Wille von 1600 Bürgern werde einfach ignoriert, die Informationspolitik der Gemeinde sei völlig unzureichend, der Standort des Krematoriums sei gefährlich wegen eines benachbarten Gaslieferanten und eventueller Erschütterungen durch die vielen vorbeifahrenden Züge; die Vorgaben der Bundes-Immissionsschutzverordnung seien veraltet, der Leichentourismus den Kissingern nicht zuzumuten, Ratsmitglieder antworteten nicht auf Briefe und vieles mehr.

In der lebhaften Diskussion wurde Bürgermeister Manfred Wolf gefragt, wie teuer die Gemeinde ein „Zurückrudern“ beim Krematoriumsbau käme. Als er zu einer Erwiderung ausholte, erntete er ein gellendes Pfeifkonzert und musste das Rednerpult auf Drängen von Gerd Häusler verlassen. „Ich hatte geglaubt, Kissing wäre in diesen Dingen toleranter“, sagte Wolf in gereizter Atmosphäre.

Er habe sich im Vorjahr bei vielen Gelegenheiten öffentlich geäußert, so der Bürgermeister; trotzdem sei etliches erfunden oder verdreht worden. „Eineinhalb Jahre lang hat sich zu diesem Thema kein Mensch gerührt“, so der Bürgermeister; jetzt könne die Gemeinde am Verfahrensgang nichts mehr ändern, das Zurückrudern sei nicht möglich. Wolf: „Für mich ist die Diskussion heute Abend nicht nachvollziehbar.“ Häusler hielt dagegen: „Ein Blick ins Internet hätte genügt, um festzustellen, dass ein Krematorium immer Widerstand hervorruft.“

Der Brand in einer Anlage in Kempten, ähnlich wie die in Kissing geplante, habe im September 2009 gezeigt, dass keineswegs alles so harmlos und toll sei, wie es der Betreiber darstelle: Laut Einsatzbericht der Feuerwehr entwickelte ein Ofen solche Hitze, dass die Isolierung eines Kamins und vermutlich im Kamin enthaltene Ablagerungen sich entzündeten.

Begünstigt wurde der Brand durch den Ausfall des Kühlsystems. „Wir wollen verhindern, dass Kissing mit dem Bau eines Krematoriums stirbt“, sagte Häusler und kündigte weitere Protestaktionen an. So wollen die Gegner am 3. Februar um 19.15 Uhr vor dem Kissinger Rathaus demonstrieren und einen Verein gründen.




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