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Das Gold aus der Asche

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Ein Hamburger Krematorium ist kürzlich bundesweit in die Schlagzeilen geraten. Einigen Mitarbeitern wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, dass sie organisiert Zahngold, Schmuck und andere Edelmetalle gestohlen haben sollen, die nach der Einäscherung unter den Überresten der Verstorbenen zu finden wa-ren. Ihre Beute machten sie zu Geld. In den vergangenen Jahren sei durch diese Form der „Leichenplünderung“ eine sechsstellige Summe ergaunert worden.

„Das ist ein Unding“, schimpft Reinhold Adrian. Der 50-Jährige ist bei den hiesigen Wirtschaftsbetrieben als Geschäftsbereichsleiter Friedhöfe für das Duisburger Krematorium verantwortlich. Und hier sei der Umgang mit diesem Thema für alle Mitarbeiter klar geregelt.

„Es gibt bei uns in der Stadt immer mehr Menschen, die sich die Kosten für eine Beisetzung nicht leisten können“, erzählt Reinhold Adrian. Da aber eine gesetzliche Bestattungspflicht bestehe, springe in diesen Fällen stets das Ordnungsamt ein. Das würde aber nicht für die in der Folgezeit anfallenden Grabpflegekosten aufkommen. Und daher fließen die Erlöse, die im Duisburger Krematorium aus dem Edelmetall-Verkauf erzielt werden, komplett in die Grabpflege. In den Vorjahren lag die Summe laut Adrian stets zwischen 18 000 und 25 000 Euro pro Jahr. „Das reicht aber nicht aus, um die Pflege dieser Gräber komplett zu finanzieren. Es ist eher der Tropfen auf dem heißen Stein.“

Doch wie sieht der Umgang mit den Wertgegenständen von Verstorbenen, die eingeäschert werden sollen, überhaupt aus? „Der Schmuck wird von fast allen Angehörigen vorher entfernt“, weiß Adrian aus Erfahrung. Häufigste Ausnahme seien Eheringe. Beim Zahngold sei es in all den Jahren exakt viermal vorgekommen, dass Angehörige tatsächlich mit einem Zahnarzt im Schlepptau anrückten und vor der Einäscherung noch die Goldkronen herausbrechen ließen. „Den Zahnarzt müssen die Leute auch mitbringen und bezahlen. Unsere Mitarbeiter übernehmen das auf gar keinen Fall“, erklärt der Bereichsleiter.

Dass angesichts eines dramatisch gestiegenen Goldpreises ein gesteigertes Interesse an den Kronen bestehe, kann Adrian vielleicht noch verstehen. Dass deswegen Mitarbeiter von Krematorien aber kriminell werden, kann er überhaupt nicht nachvollziehen. „Für ein paar Euro setzen die ihren Job aufs Spiel.“

Bei einem Rundgang durchs Krematorium an der Düsseldorfer Straße in Wanheimerort zeigte Adrian der WAZ einmal den genauen Vorgang der Einäscherung auf.

Zunächst wird jede Leiche noch einmal von einem Amtsarzt untersucht, um eine unnatürliche Todesursache sicher ausschließen zu können. Besteht kein Verdacht, erteilt der Mediziner die Freigabe. Am Tag der Einäscherung können sich Angehörige in einem besonderen Raum noch einmal vom Verstorbenen verabschieden.

Der Sarg wird dann maschinell in einen von zwei Öfen geschoben. In jeder der insgesamt drei Kammern dauert der Verbrennungsprozess rund 70 Minuten – addiert also rund dreieinhalb Stunden. In einem Fach bleiben von Sarg und Leichnam drei bis vier Kilogramm Asche übrig. Mit Hilfe eines Magneten werden daraus größere Überreste wie Sargbeschläge oder künstliche Hüft-, Knie- und Schultergelenke aussortiert. In der so genannten „Aschemühle“ erfolgt dann die Trennung feinerer Teile nach magnetischen und nicht-magnetischen Me-tallen. In letztem Fach landet auch, was vom Zahngold übrig blieb. Dieses Fach ist mit einem Vorhängeschloss gesichert und darf nur nach dem „Vier-Augen-Prinzip“ von zwei Mitarbeitern geleert werden. Nach dieser Trennung verbleibt hier die Asche, die letztlich in der Urne landet, und dort das Metall.

Dieses kommt nun in eine Scheideanstalt. Das Duisburger Krematorium arbeitet seit Jahren mit einer in Pforzheim beheimateten zusammen. Dort wird das Edelmetall getrennt, auf den Gramm genau aufgelistet – und letztlich der entsprechende Gegenwert überwiesen. „Angehörige unterzeichnen bei uns einen Vertrag, der sie über diesen Weg informiert. Mit ihrer Unterschrift erklären sie ihr Einverständnis“, so Adrian.




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