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Ungewöhnliche Bestattungen, Wenn ich tot bin, werd ich Diamant

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Tags: KrematoriumDiamantDiamantbestattungHolland

Ein Grabstein ist nicht genug - wer Reihengrab und Urne langweilig findet, für den gibt es ein Ende nach Maß: im reißenden Lavastrom, auf dem Machu Picchu oder als Edelstein. Einige Firmen erfüllen solche Extrawünsche. Im Ausland, denn in Deutschland würden sie sich strafbar machen.

Die Urne steckt im Rucksack zwischen Schlafsack, Trinkflasche, Steigeisen und Pickel. Seit zwei Tagen trägt der junge Mann sie auf dem Rücken und zieht sie in 3626 Meter Höhe heraus, auf dem Gipfel des Groß Bigerhorns im schweizerischen Wallis. Seine Begleiterin öffnet den Deckel, dreht die Urne um, graue Asche fällt auf weißen Schnee. Es ist die Beerdigung ihres Vaters. Knapp 1000 Euro haben sie und ihre Schwester dafür bezahlt, dazu kommen die Kosten für Einäscherung, Transport der Urne, Anreise und Berghüttenübernachtung.

Kein Kreuz, kein Grab, keine Blumen, nur GPS-Koordinaten markieren die Stelle, von der aus die Asche in alle Winde weht. Die Trauernden tragen Bergschuhe, Wanderhosen und bunte Trekkingjacken. Die Töchter sind sicher: So wollte ihr Vater beerdigt werden. Mehr als 20 Jahre lang war er mit ihnen ins Wallis gefahren, im Sommer und im Winter. Er liebte die Berge. Friedhöfe mochte er nicht.

"Naturbestattungen sind eine echte Alternative zum Reihengrab", sagt Lars Dott. Er hat vor zwei Jahren Seven Summits gegründet, ein deutsches Unternehmen, das auf Bestattungen an ungewöhnlichen Orten spezialisiert ist. In Deutschland müssen Menschen auf einem Friedhof beigesetzt werden, in Ausnahmen sind auch Bestattungen auf dem Meer erlaubt. In der Schweiz, Frankreich, Italien, Spanien und den Niederlanden sind die Gesetze liberaler.

250 Euro für die Bestattung im Wald

Dott bezeichnet sich und seine Mitarbeiter als Alpinisten und Outdoorspezialisten, als Reiseveranstalter für die letzte Reise eines Verstorbenen. Sie beginnt im Krematorium und endet auf Gletschern und Almwiesen, in Bergbächen oder unter Bäumen, jenseits der deutschen Grenze.

Deutsche Asche ins Ausland schaffen - das ist auch die Geschäftsgrundlage von Arthur de Leur und Beat Rölli. Der Schweizer Rölli bietet Wasserfall- und Windbestattungen an, mit 13 Varianten. Besonders deutsche Kunden sind davon angetan.

Nicht alle, die ihre Liebsten von Röllis Unternehmen "Die letzte Ruhe" bestatten lassen, suchen nur nach einem individuellen Abschied. "Viele müssen oder wollen da auch sparen", sagt er. Sein günstigstes Angebot ist eine anonyme Waldverstreuung für 250 Euro - ohne Angehörige. Wenn sie dabei sein wollen, kommen 150 Euro dazu.

3000 Euro kostet schließlich die Flugbestattung mit Hubschrauber. "Das ist das Schwierigste", sagt Beat Rölli. "Man braucht eine Vorrichtung, ein Rohr, durch das man die Asche aus dem Flugzeug gleiten lässt. Sonst kommt sie durch den Wind gleich wieder in die Kabine."

Arthur de Leur lässt Verstorbene in Diamanten verwandeln. Der Kohlenstoff von 250 Gramm Asche reicht für einen Edelstein. Die günstigste Variante kostet 2500 Euro, die teuerste 30.000 Euro. Die Umwandlung dauert genauso lange wie die Entstehung eines Menschen: neun Monate. De Leur hat seine Firma LifeGem 2004 gegründet und seitdem knapp 100 Diamanten verkauft.

Aus einem Toten zehn Diamanten pressen

De Leur und Rölli lassen sich die Asche direkt aus deutschen Krematorien in die Schweiz und die Niederlande liefern. Dott braucht ausländische Bestatter, die die Urnen vor Ort für ihn entgegennehmen.

"Sobald die Asche über die Grenze ist, unterliegt sie nicht mehr der deutschen Gesetzgebung", erklärt de Leur. Er bringt die Asche von Holland aus im Sammeltransport nach Amerika. Dort wird aus dem Kohlenstoff der Diamant gepresst. Aus einem Toten kann man bis zu zehn Edelsteine machen - oder die restliche Asche zurückerhalten und traditionell beerdigen.

Jeder Diamant bekommt per Laser eine Nummer, "das ist so etwas wie ein Tracking-System", sagt de Leur. Wer will, kann auch einen Namen eingravieren lassen. Wenn die Diamanten über die Niederlande wieder nach Deutschland kommen, liefert de Leur sie aus. Das sind seine Glücksmomente: "Während beim ersten Treffen alle traurig waren, freuen sich die Menschen bei der Auslieferung: Sie können mit der Trauer abschließen, es hilft ihnen wirklich bei der Trauerarbeit."

Erst vor kurzem habe er ein Ehepaar angerufen, dessen Tochter im Alter von 20 Jahren gestorben war. "Sie erzählten mir, dass sie so froh sind, ihre Tochter immer bei sich zu haben", sagt de Leur. "Sie nehmen sie in einem Kästchen auch mit in den Urlaub." In Japan wolle fast jeder Dritte nach seinem Tod ein Diamant werden, berichtet der Unternehmer. In Deutschland entwickle sich der Markt sehr langsam.

Netter Abend und leckeres Frühstück

Die Zahl der Menschen, die mit einer Willenserklärung eine Naturbestattung bei ihm reserviert haben, sei dreistellig, sagt Dott. Die meisten würden durch Blogs und Foren auf seinen Service aufmerksam. "Bei Social Media ist der deutsche Bestattungsmarkt noch ein bisschen zurück", so der Naturbestatter. "Wir versuchen, die Themen Tod, Vorsorge und Trauer bei Outdoorsportlern mehr in den Fokus zu rücken, explizit für unser Unternehmen werben wollen wir im Internet aber nicht."

Dott und sein Team haben eine Urne bis zum peruanischen Machu Picchu gebracht und Asche auf Hawaii in den Lavastrom eines Vulkans geschüttet. Sammelbestattungen gebe es bei ihnen nicht, so Dott, "jeden Platz nutzen wir nur ein einziges Mal".

Bei den Touren würden die Teilnehmer unterwegs zu Partnern, erzählt der Bestatter. Bergsteigen verbinde. Die Stimmung sei meist positiv. "Es kommt vor, dass man auch mal in einem Biwak sitzt und einen netten Abend verbringt." Ähnliches berichtet auch Naturbestatter Rölli: "Einmal kamen Leute aus Berlin, da haben wir nach der Bergwiesenbestattung gleich noch eine Übernachtung in einem Chalet gemacht und dann ein schönes Schweizer Frühstück, das war für die ein Erlebnis, das sie nicht so schnell vergessen."

Dott sagt, er organisiere die Naturbestattungen aus Überzeugung und nicht, um damit Geld zu verdienen. Seinen Lebensunterhalt bestreitet er mit einem Büroberuf. "Richtig boomen werden Naturbestattungen erst, wenn die heutige Generation der 30- bis 40-Jährigen in ein Alter kommt, in dem sie sich mit dem Thema Tod stärker auseinandersetzen muss."

80 Prozent der Seven-Summits-Kunden sind Großstädter. In ländlichen Gegenden kommen Naturbestattungen nicht so gut an. Den Leuten fehle der Zugang und vielleicht auch die Offenheit, sagt Dott.

Er selbst kann sich nicht vorstellen, einmal auf einem Friedhof zu liegen: "Wenn ich tot bin, will ich an einem Ort bestattet werden, der zu mir passt und mit dem ich mich identifizieren kann." Dott ist selbst passionierter Bergsteiger - und Fan der Antarktis.




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