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Zahngold der Toten für Golfkarts und Kerzenständer

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Asche zu Asche" heißt es häufig bei Beerdigungen. Von Gold ist nicht die Rede. Dabei hinterlässt mancher Verstorbener Zahngold in beträchtlichem Wert - im Nürnberger Krematorium kommen so 250 000 Euro im Jahr zusammen.

Waldgrüne Golfkarts mit cognacfarbenen Ledersitzen warten auf dem Nürnberger Westfriedhof auf Besucher. «Mit diesen Servicemobilen fahren Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung ältere und gebrechliche Hinterbliebene zu den Gräbern», sagt Günther Gebhardt, der Leiter der Nürnberger Friedhofsverwaltung. Bezahlt wird der Dienst aus den Zahngold-Erlösen des Krematoriums. «Laut Satzung muss das Geld zur Förderung einer Kultur der Pietät des Sterbens und der Totenruhe verwendet werden», erläutert Gebhardt.

Dass Senioren auf den großen Nürnberger Friedhöfen heute einen eigenen Fahrdienst haben, liegt nicht zuletzt an einem halben Dutzend Krimineller, deren Gier selbst vor den Toten nicht haltmachte. 2006 war aufgeflogen, dass Mitarbeiter des Nürnberger Krematoriums jahrelang Zahngold Verstorbener beiseitegeschafft hatten.

Die Folgen: Die Ganoven erhielten Bewährungsstrafen und die Städte München und Nürnberg änderten ihren Umgang mit den wertvollen Rückständen, die nun der Kommune zufallen. So kamen sie an einige hunderttausend Euro, die sie nun sinnvoll für Friedhofsbesucher ausgeben wollen.

In Nürnberg überlassen die Angehörigen das Gold freiwillig der Stadt, die nach dem Skandal eigens einen Goldabscheider für das Krematorium anschaffte. Theoretisch könnten die Hinterbliebenen das Gold auch vor der Einäscherung von einem Arzt herausnehmen lassen. «Das ist in den vergangenen vier Jahren nie vorgekommen», weiß Gebhardt. Die Pietät bei einem Todesfall sei den Menschen wichtig. Bislang sei niemand dem Reiz des derzeit hohen Goldpreises erlegen.

Von diesem profitiert aber die Stadt: Rund 250 000 Euro Gegenwert kommen im Jahr an Zahngold zusammen, schätzt Gebhardt. Wie das Geld im Detail verwendet wird, entscheidet der Ältestenrat im Nürnberger Stadtrat. Gefördert werden Servicemobile, Stühle, Kerzenständer, Trauerhallen und Hospizarbeit - hauptsächlich alles, was den Friedhofsbesuch «leichter, schöner, bequemer» macht und nicht vom normalen städtischen Friedhofsbudget gedeckt ist.

Ähnliche Pläne hat nun auch die Stadt München. Einem Bericht der Münchner «Abendzeitung» zufolge hatte die Stadt 2006 bis 2009 sämtliche Metallrückstände aus dem Krematorium verkauft. Das soll ihr rund 275 000 Euro eingebracht haben, die auf einem Verwahrkonto deponiert worden seien. Das Geld werde ähnlich wie in Nürnberg Pietät und Totenruhe fördern, sagt Krimhild Pöllath-Schwarz, Leiterin der städtischen Friedhofsverwaltung.

«Wir sind erst mit dem Nürnberger Skandal auf das Problem Zahngold aufmerksam geworden», räumt Pöllath-Schwarz ein. Als Reaktion sei das Krematorium derart umgebaut worden, dass künftig die Edelmetalle in der Urne landen. «Sie gehören schließlich zum Verstorbenen.»

Dieser Philosophie folgen auch die Städte Bayreuth und Augsburg. «In unserem Krematorium schmilzt das Gold und wird mit der Asche begraben», sagt Kerstin Dettlaff-Mayer, Sprecherin der Stadt Bayreuth. Nach Angaben des Abteilungsleiters für Friedhofswesen in Augsburg, Helmut Riedel, kommt dort das Zahngold ebenfalls in die Urne. «Wir kontrollieren stichprobenartig, dass sich niemand bereichert.»

Der systematischen und dauerhaften Goldabscheidung Nürnbergs haben sich die drei anderen Städte nicht angeschlossen. Aber auch der Goldsegen für die Nürnberger Friedhöfe ist endlich. «Das geht noch eine Zeit lang, bis die geänderte Zahntechnik durchschlägt», sagt Günther Gebhardt von der Friedhofsverwaltung. Denn in der modernen Zahnmedizin hat Keramik schon lange das Gold als Material abgelöst.

Quelle: dpa




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