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Kremierter Schmuck und Lichtbäume: Neue Trauerrituale

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Wer schon mal einen geliebten Menschen verloren hat, kennt das Gefühl der Trauer und der Einsamkeit. Gerade in einer Gesellschaft wie der unseren, in der Krankheit und Tod in die Privatsphäre verbannt sind, bleiben viele Hinterbliebene mit ihrer Trauer alleine. Designstudenten der FH Coburg haben deshalb überlegt, wie ihnen beim Prozess des Abschiednehmens geholfen werden kann.

„Das Thema Trauer ist ja eigentlich komplett von der Kirche besetzt. Und weil sich viele nicht mehr so damit identifizieren können, ist da eine Lücke entstanden“, erläutert Philipp Käfer, der das Projekt als Lehrbeauftragter begleitet hat. Alte Rituale wie die Trauerkleidung gerieten in Vergessenheit oder würden inhaltsleer. Die Coburger FH-Studenten wollten deshalb neue Wege finden, um Trauernden über das tiefe Loch hinwegzuhelfen. Entstanden sind berührende Arbeiten, die unverkrampft, aber sensibel mit dem Thema umgehen.

Teils sind naheliegende, besonders formschöne Objekte dabei entstanden. Teils beschreiten die 15 Studenten gänzlich neue Wege. So nutzt Anna-Lena Dommes die Möglichkeiten des Internets, in dem vor allem Jugendliche ihre Gefühle ausdrücken. Dommes hat einen Leuchtbeton entwickelt, in dessen Innerem kleine LED-Lampen glühen - eines für jeden Internetnutzer, der gerade die – auch anonymen - Einträge des Trauernden in entsprechenden Blogs oder Foren liest. Yuyin Zhangs „Lichtbaum“ hingegen bringt per Solarpanel Licht ins Dunkel des Grabes, abends spendet er selbst Helligkeit und Trost. Aus der jüdischen Tradition, bei Besuchen am Grab einen Stein abzulegen, ist „Vergiss-mein-nicht“ für Friedwälder entstanden. In dem künstlich hergestellten Stein verstecken sich Quellerde und Blumensamen. Bei Regen dringt Wasser in die poröse Schale, der Kiesel bricht auf und die Blumen beginnen zu wachsen.
Persönliche Erinnerung aus dem Krematorium

Während in der Beerdigungsphase häufig noch Rücksicht genommen wird, erwartet das Umfeld im Anschluss oft eine schnelle Rückkehr der Trauernden in den Alltag. Doch auch und gerade inmitten vieler Menschen fühlen sich die Betroffenen oft besonders einsam. Abhilfe kann hier ein „Leidkleid“ schaffen, in dessen Ärmelinnenseite unsichtbar der Handabdruck des Verstorbenen eingenäht ist. Eine andere Möglichkeit ist ein Armband mit Kratzern auf der Oberfläche, das dem Toten vor dem Verbrennen umgelegt wird und anschließend von dem Trauernden getragen werden kann. Während der Kremierung verfärbt es sich. „Die Idee ist, dass man eine ganz persönliche Erinnerung hat“, berichtet Zara Teller. „Zugleich ist es ein „Zeitmesser“ für Trauer. Denn die Furchen glätten sich durch die Alltagsbewegungen, genauso wie die Trauer verblasst.“ Noch in diesem Jahr soll der Armreif im Krematorium Mainburg angeboten werden.

Teller hat noch ein weiteres Objekt entwickelt: Ein vielfach durchbrochenes Ei, das den Angehörigen von Organspendern Trost spenden soll. „Aus Tod entsteht wieder Leben und Hoffnung“, schildert sie ihre Idee. „Ich wollte diese positive Kraft und Energie, die dahintersteckt, vergegenwärtigen und auch für den Alltag festhalten.“ Das Ei soll mit bunten Bändern geschmückt werden, die die Organempfänger den Angehörigen als Ausdruck ihrer Dankbarkeit zusenden können. Bereut hat Teller die Wahl des ungewöhnlichen Studienthemas nicht. „Ein Projekt mit einem essenziellen Thema wie Trauer ist für mich spannender als ein Mobiltelefon mit einem Extraknopf in einer neuen Farbe zu entwickeln“. Zumal Trauer ein ganz elementares Gefühl sei, das einen auch viel lehren könne, findet die 24-Jährige. „Je mehr man sich mit dem Tod beschäftigt, desto besser, desto freier lebt man, desto besser kann man das Leben genießen.“




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