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Berufsbildung mit Herzklopfen und Aha-Effekt

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Die Biografie von Martin May verlief bisher alles andere als geradlinig. Der 22-jährige Cottbuser hat nach dem Abschluss der 9. Klasse an verschiedenen Maßnahmen der Arbeitsagentur teilgenommen. Doch den richtigen Geschmack an der Arbeit oder einer Ausbildung hat er dabei nicht gefunden. Erst eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme im Krematorium Cottbus weckte sein Interesse.

„Da mein Vati als Bestatter gearbeitet hat, habe ich schon als kleiner Junge Kontakt zu dieser Branche gehabt“, erzählt Martin May. „Je älter ich wurde, desto mehr interessierte mich der Beruf.“ Doch einige Firmen verlangten als Voraussetzung für die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft sogar das Abitur. „Ich hoffe, dass es auch Unternehmen gibt, die nicht so sehr nach den Zensuren gucken, sondern mehr danach, wie man arbeitet“, sagt Martin May.

Integration durch Austausch Über das Jobcenter hat er von dem Projekt IdA-Buddys gehört. Integration durch Austausch (IdA) heißt die Formel, mit der arbeitslosen Jugendlichen eine neue Chance auf dem Arbeitsmarkt gegeben werden soll. Das englische Wort Buddys steht für Freunde, die bei solch einem Austausch gewonnen werden. Zwei Monate hat Martin May polnisch gelernt und dann im städtischen Bestattungsunternehmen Zielona Gora ein Praktikum absolviert. „Ich hatte ganz schön Herzklopfen, ob ich mich verständigen kann und ob ich mit den Kollegen zurechtkomme“, gesteht er. Doch seine Sorgen waren unbegründet. „Wir haben uns mit Händen, Füßen und zur Not mit dem Wörterbuch verständigt. Ich wurde total herzlich aufgenommen und es war, als wenn wir schon immer zusammengearbeitet hätten“, beschreibt der 22-Jährige seine Eindrücke.

In der Leichenhalle musste er die Toten waschen, ankleiden und war auch bei polizeilichen Sektionen dabei. Der augenscheinlichste Unterschied zwischen der Arbeit in einem polnischen und einem deutschen Bestattungsunternehmen sei der Umgang mit den Toten. „Da die meisten Polen streng gläubig sind, spielen der Rosenkranz und die Bibel bei den Beisetzungen eine große Rolle. Kaum jemand wird in Polen eingeäschert, und bei der Trauerfeier nehmen die Angehörigen meist am offenen Sarg von den Verstorbenen Abschied“, berichtet Martin May.

Erst vor wenigen Tagen ist der Jugendliche aus Zielona Gora zurückgekehrt. Nun folgt ein Praktikum bei einem Bestatter in Deutschland. „Ich habe viel Neues gelernt und sehe auch die gewonnenen Sprachkenntnisse als Gewinn“, sagt Martin May.

Auch bei David Magdeburg hat es mit einem reibungslosen Übergang von der Schule zur Lehre nicht geklappt. Erst eine Aushilfstätigkeit als Ordner beim FC Energie brachte den heute 21-Jährigen auf die Idee, dass diese Arbeit das Richtige für ihn sein könnte. „Ich habe dort über ein Jahr gearbeitet, und es hat mir richtig Spaß gemacht“, sagt David Magdeburg. Nun möchte er gern eine Ausbildung als Fachkraft für Schutz und Sicherheit beginnen.

Neue Sicht auf den NachbarnAls er von dem IdA-Buddys-Projekt hörte, sei er erst skeptisch gewesen. Werden die Sprachkenntnisse ausreichen, um in Polen zu arbeiten? Wie nehmen mich die Kollegen auf? Wie schmeckt das polnische Essen? Wie ist das Lebensniveau dort? Seine Ängste und Vorbehalte wurden schnell zerstreut. „Ich wurde sehr offen und sehr freundlich empfangen und meine neuen Kollegen von einer Sicherheitsfirma in Krosno haben mich gleich voll gefordert und in den Arbeitsalltag integriert“, sagt David Magdeburg. „Wir hatten viel Spaß miteinander, auch weil die Sprache manchmal zu lustigen Verwechslungen führte.“

Aus seinem Praktikum nimmt David Magdeburg unter anderem die Erkenntnis mit, dass die Polen absolut nicht schlampig arbeiten, wie ihnen manchmal nachgesagt wird. „Die machen ihre Arbeit auf den Punkt genau und sehr zuverlässig“, ist seine Erfahrung. Radoslaw Gluba, Mitarbeiter für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim IdA-Buddys-Projekt, freut sich, wenn das Projekt bei den Jugendlichen bewirkt, dass sie nicht nur Berufserfahrungen sammeln, sondern auch selbstbewusster werden. „Die Jugendlichen müssen sich in einem völlig neuen Umfeld beruflich und auch sozial beweisen“, sagt er. Bei vielen sei in ihrem bisherigen Leben vieles schief gelaufen, so dass sie sich selbst nur wenig zutrauten.

Auch die neue Sicht auf das polnische Nachbarland sieht er als großen Gewinn. „Einige haben in der Vorbereitungswoche ernsthaft die Frage gestellt, ob es in Polen fließendes Wasser gibt“, sagt Radoslaw Gluba schmunzelnd.

Für die acht Cottbuser Jugendlichen, die gerade aus Polen zurückgekehrt sind, geht es jetzt an die Nachbereitung ihres Praktikums. „Die Teilnehmer werden auch nach Abschluss des Projektes nicht allein gelassen“, betont Radoslaw Gluba. Gemeinsam mit dem Jobcenter helfe man den Jugendlichen, ihren Weg zu finden. Die Weitervermittlungsquote liege bei 60 Prozent.




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